Der Golden Circle wurde 2006 1 in von Simon Sinek entwickelt und ist dem Namen nach an den goldenen Schnitt angelehnt, der unter anderem in Naturwissenschaften und Kunst Anwendung findet und eine mathematische Relation darstellt 2. Sinek beschreibt die Funktion des Golden Circle als die Erinnerung daran, warum wir das tun, was wir tun 2, und sieht in ebendieser Motivation den entscheidenden Unterschied zwischen mehr und weniger erfolgreichen Unternehmen 3. Den Unterschied sieht er in der Inspiration von Mitarbeitern und Kunden durch die Antwort einer Marke auf die Frage nach dem Warum 4.
Vielfach ist das Modell auch als Why, how, what Modell bekannt, was die drei Kernbestandteile wiedergibt und dessen Einfachheit im Gegensatz zu zahlreichen Modellen unterstreicht.
Purpose vs. Zweck
Häufig wird in der Diskussion um Purpose und Sinn eines Unternehmens das Argument vorgetragen, dass der Zweck jedes Unternehmens sei Profit oder zumindest Wachstum zu generieren. Entscheidend ist daher die Unterscheidung von Zweck und Sinn der Unternehmung.
Der Zweck ist rein ökonomisch, verfügt über limitiertes Motivationspotential gegenüber der einzelnen Person und berücksichtigt keine moralischen, gesellschaftlichen oder ethischen Aspekte der Umwelt.
Der Sinn oder Purpose eines Unternehmens hingegen ordnet selbiges in der Welt ein, mit einer bestenfalls klaren Intention die Welt abseits ökomischer Zielsetzungen zum Guten zu verändern.
Da das wirtschaftliche Fortbestehen des Unternehmens Grundvoraussetzung für das Streben nach dem Unternehmenssinn ist, ist der Unternehmenszweck immer auch vom Unternehmenssinn mit umfasst 5.
Der Golden Circle ist in die drei Ebenen Why, How, What unterteilt, deren zugrundeliegende Fragestellungen im Folgenden erläutert werden:
Why
Warum gibt es die Marke und was treibt sie in all ihren Handlungen an? 6 In der aktuellen Diskussion und Markenmodellen wie z.B. dem Brand Holosphere Model wird das Why als Purpose bezeichnet.
What
Was tut das Unternehmen? Welche Produkte oder Dienstleistungen bietet es an und welche Eigenschaften bringen diese mit sich? 6
Sinek macht deutlich, dass es den meisten Unternehmen leicht fällt, die Frage nach dem what zu beantworten, und auch die Frage nach dem how ist für den Großteil noch recht einfach zu bewältigen, doch an der Beantwortung des why scheitert ein Großteil 11. Sinek selbst bezeichnet den Golden Circle nicht konkret als Markenpositionierungsmodell, sondern als Hilfestellung, um Unternehmen durch Inspiration zu führen 12, doch das Modell hat bei entsprechender Anwendung eine starke Implikation auf die Markenkommunikation 13. Sinek bezieht sich hier vor allem auf die Informationsarchitektur und macht an einigen plakativen Beispielen deutlich, dass Botschaften, die mit dem WHY beginnen, deutlich mehr Kraft zur Differenzierung vom Wettbewerb und Überzeugung von Kunden entfalten 14.
Market Place
In einer Erweiterung des Modells ergänzt Sinek den Bereich des Marketplace (Markt), welcher alle externen Stakeholder in einem unorganisierten System repräsentiert. Der Golden Circle wird hier als Organisation visualisiert. Der Markt und die Organisation stehen nur durch das what miteinander in Kontakt und so muss alles, was die Organisation sagt und tut, die Vision bzw. das why kommunizieren 15. Sinek formuliert diese Voraussetzung wie folgt: „If people don’t buy WHAT you do, they buy WHY you do it, and if all the things happening at the WHAT level do not clearly represent WHY the company exists, then the ability to inspire is severely complicated.“16.
Kritische Würdigung des Golden Circle
Das Modell von Simon Sinek erfüllt nicht alle konstitutiven Merkmale einer Identität, da die Wechselseitigkeit nicht gegeben ist. Der Markt wird zwar in der Erweiterung des Modells thematisiert, seine Ausprägungen in Bezug auf Wettbewerber und Zielgruppe haben jedoch keinerlei Einfluss auf die Definition des Golden Circle. Das Modell geht ausschließlich von der inneren Motivation der Organisation bzw. des Unternehmens aus, nicht aber von der seiner Kunden. Abgesehen davon ermöglicht das Modell das Erarbeiten einer Identität, die alle weiteren konstitutiven Merkmale einer Identität erfüllt.
Durch die geringe Anzahl an Bestandteilen besteht die Gefahr, übereifrig zu viele Inhalte in die drei Module Why, howund what hineinzuinterpretieren und damit Überschneidungen der Module zu riskieren. Laut Sinek sollen jedoch alle Fragen (Why? How? What?) so knapp und verdichtet wie möglich beantwortet werden. Verzahnt sind die Module von innen nach außen, durch die inhaltliche Abhängigkeit und daraus hervorgehende Reihenfolge der einzelnen Abstraktionsebenen. Die Praktikabilität hat Sinek anhand zahlreicher Beispiele und Marken (insbesondere Apple) demonstriert.
Podcasts von Simon Sinek
Literatur zum Thema
Start with why
How great leaders inspire everyone to take action
Autoren: Sinek, Simon
Veröffentlicht: 2009
Erhältlich Simon Sinek
Markenidentitätsmodelle
Analyse und Bewertung von Ansätzen zur Erfassung der Markenidentität
Autoren: Radtke, Bernd
Veröffentlicht: 2014
Erhältlich bei Springer Professionals
Marken-Modelle der Praxis
Darstellung, Analyse und kritische Würdigung
Autoren: Zednik, Anita, Strebinger, Andreas
Veröffentlicht: 2005
Erhältlich bei Springer
- vgl. Sinek (2019) Golden Circle Presenter-Notes, Folie 1// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Sinek (2009) Start with why, S. 41// (zurück zu Stelle im Text)// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Sinek (2009) Start with why, S. 41; Müller, 2011, S. 335// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Sinek (2009) Start with why, S. 2-8// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Veken, D. (2015). Der Sinn des Unternehmens, S. 26,27// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Landes/Steiner, 2014, S. 21; 2013, S. 742; Sinek, 2009, S. 43; Müller, 2011, S. 334// (zurück zu Stelle im Text)// (zurück zu Stelle im Text)
- die Marke// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Landes/Steiner, 2014, S. 21; 2013, S. 742; Sinek, 2009, S. 43; Müller, 2011, S. 334// (zurück zu Stelle im Text)
- woran orientieren wir unser Handeln?// (zurück zu Stelle im Text)
- Welche Fähigkeiten machen die Organisation hinter der Marke besonders?// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Sinek, 2009, S. 43// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Sinek, 2009, S. 151, 176// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Sinek, 2009, S. 44-54; Müller, 2011, S. 334-336// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Sinek, 2009, S. 44-54// (zurück zu Stelle im Text)
- vgl. Sinek, 2009, S. 174// (zurück zu Stelle im Text)
- Sinek (2009). Start with Why, S. 174// (zurück zu Stelle im Text)